Berufung

Hat dich was berufen? Du erfüllst eine Erwartung von irgendwem in deinem Beruf. Vielleicht bist es du, deine unter Umständen wichtigste Vertrauensperson, welche dir gezeigt hat, was zu machen für dich sinngebend sein soll.

 

Der Herr Kleinhans (44) ist einfach gestrickt und sein Leben durchgehend sinnfrei: Die tägliche Beschäftigung dient ihm einzig zur Finanzierung seines absolut Notwendigen, denn "Schlussendlich", sinniert er, „kannst du nichts ins Grab mitnehmen“. Er suchst keinen tieferen Sinn im Job, keine Entwicklung weder für sich noch für andere, sondern nur den pragmatischen Ansatz damit „eben Brötchen zu verdienen“ und ... am Abend die eine oder andere Bierrunde bezahlen können.

 

Sein Vorteil ist, dass hierfür auch nur ein kleiner Kräfteinsatz notwendig ist. DA IST NICHT MEHR zu geben als notwendig, weil zum Beispiel auch nichts zurückkommt, was über Herrn Kleinhans’s bescheidenen Erwartungen liegt. Er ist schliesslich nicht mit dem Büro verheiratet und brauchst dafür auch nicht in jedem Gespräch loyal zu sein. Da darf ein negativer Schwatz über Vorgesetzte und Kollegen schon mal sein.

 

Ein praktischer Konsens vom Geben und Nehmen auf gemütlicher Sparflamme. Wird er unfair behandelt, dann kompensiert er einfach mit halbstarker Arbeit, zunehmender Resignation, vorgespieltem Interesse oder dem Ausräumen der Büroalltagsressourcen wie Kugelschreiber, Locher bis hin zu Batterien die für Mäuse genauso wie für deinen Privatgebrauch zur Verfügung stehen. Ausgleichende Gerechtigkeit eben.

 

Um diese ewiglangen Stunden der unsinnige Arbeit besser überwinden zu können, baut er sich dir tägliche Rituale ein wie immergleiche Kaffepausen mit kalorienreichen Snacks und über den Tag verteilte Zigarettenpausen die neben dem entspannten Aufbauen neuer Spannung zugleich dem wichtigen Austausch von Projektinformationen dienen. Die Pausenmenge und -frequenz geht mit dem Frustpotential einher.

 

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